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USA


Knapp sieben Wochen war ich in Alaska, vier Wochen in den Lower 48. Total 78 Tage in den USA. Kurze Erklärung, weil ich dies immer wieder gefragt wurde. Die Lower 48 sind die unteren 48 Bundesstaaten von den USA. Alaska gehört auch zu den USA, wird aber einfach Alaska genannt, unter anderem weil es so gigantisch gross ist. Auch Hawaii gehört zu den USA, wird aber ebenfalls meistens separat genannt.


Nachdem ich über den Top of the World Highway nach Fairbanks, Alaska gefahren bin, musste ich mich neu organisieren. Ich war die letzten knapp vier Wochen in Kanada mit einem Deutschen unterwegs. Er hatte ein Auto, ich suchte eine Mitfahrgelegenheit, also haben wir uns zusammengetan, um die Benzinkosten zu teilen. Er ist nur zwei Nächte in Fairbanks geblieben, ich habe mich entschieden länger zu bleiben. Ich bin nicht den ganzen langen Weg nach Alaska hochgefahren, um dann nur wenige Tage dort zu sein. Zu dem Moment wusste ich noch nicht, wie lange ich tatsächlich dort sein würde.

Über Facebook habe ich einen Amerikaner gefunden, der für eineinhalb Wochen einen Roadtrip durch Alaska plante. Wir haben uns zusammengetan und waren fünf Tage unterwegs. Dieser Typ hat mich wirklich herausgefordert. Es reichte ihm, vier Stunden pro Nacht zu schlafen: er im Auto, ich im Zelt. In wenigen Tagen fuhren wir hunderte von Kilometern, teilweise waren wir zehn Stunden pro Tag mit dem Auto unterwegs. Deshalb habe ich mich entschlossen, nach einem Couchsurfing Host in Homer zu suchen und mich wieder von ihm zu trennen. (Für die die nicht wissen, was Couchsurfing ist, mehr Infos dazu findet ihr in meinem vorherigen Post über Kanada.) Ich habe einen super Host gefunden und hatte eine absolute Once in a Lifetime Erfahrung mit ihm. Wir fuhren den Delton Highway hoch an den antarktischen Ozean, was für ein Erlebnis! Über 3`400km in sechs Tagen. Wir waren mit dem Motorrad unterwegs, ich als Beifahrer. Ich war froh hatte ich bereits ein wenig Sitzleder vom Reiten, ansonsten wäre das ein Höllenritt geworden. Übernachtet haben wir im Zelt. Ich denke unglaublich gerne an diese Erfahrung zurück. Gute Unterhaltungen, wunderschöne Strecken, unglaubliche Natur und sensationelle Tierwelt.



Nach Homer habe ich nach einem anderen Couchsurfing Host gesucht und einen auf Kodiak gefunden, eine Insel die 10h Fährenfahrt von Homer entfernt ist. Die grössten Grizzlybären der Welt leben auf Kodiak und NUR auf Kodiak! Geplant war ein Aufenthalt von 4 Tagen, geblieben bin ich zwei Wochen. Ich habe das erste Mal mit einer Waffe geschossen, das erste Mal gefischt, das erste Mal wilde Pferde erlebt (ja, die gibt’s tatsächlich dort, sind aber nur fünf Tiere), das erste Mal einen Quad gefahren, das erste Mal Grizzlys gesehen - sogar eine Mama mit zwei Babys - und war das erste Mal mit einem Kayak im Meer. Viele erste Male, die mir für immer in Erinnerung bleiben werden. Auch habe ich wunderbare Menschen kennen gelernt. Ohne diese hätte ich all dies nicht erleben können.




In den sieben Wochen in Alaska war ich echt an vielen verschiedenen Orten. Ich beschreibe Euch hier grob meine Route:


Fairbanks – Denali Nationalpark – Wrangell St. Elias Nationalpark – Girdwood – Whittier – Seward – Homer – Seldovia – Homer – Anchorage – Girdwood – Whittier – Anchorage – Hatcher Pass – Takeetna – Fairbanks – Coldfoot – Deadhorse – Galbraith Lake – Fairbanks – Homer - Kodiak – Anchorage – Hatcher Pass – Seward – Anchorage – Wasilla – Talkeetna – Wasilla - Anchorage



Wie ihr sehen könnt, war ich an einigen Orten sogar zweimal. Das kommt daher, dass bei einigen davon sehr schlechtes Wetter war beim ersten Mal. Ich wollte diese aber unbedingt bei einigermassen schönem Wetter sehen, deshalb hab ich das irgendwie hingekriegt, sie zwei Mal zu besuchen. Hat sich bei den meisten Orten auch wirklich gelohnt. Das Wetter im Allgemeinen war ganz in Ordnung. Und nein, Alaska ist nicht nur kalt. Es war teilweise über 30 Grad. Nur Kodiak, die Insel, war echt doof mit dem Wetter. Ich hatte genau an zwei Tagen schönes Wetter: bei meiner Ankunft und meiner Abreise, dazwischen war`s echt grausig. Macht nichts, war trotzdem geil, auch wenn ich für volle zwei Wochen jeden Tag nasse Füsse hatte. Von Anchorage bin ich dann nach Seattle geflogen. Ich Schlaumeier hatte ursprünglich bereits einen Flug gebucht, nachdem ich erst eine Woche in Alaska war. Ich dachte, eineinhalb Wochen sollten genügen für Alaska. Weit gefehlt… Habe den Flug ausfallen lassen, das Geld habe ich nicht wieder erhalten. Habe festgestellt, dass Tickets buchen bei meinem Reisestiel eine dumme Idee ist. Werde ich nicht nochmal wiederholen.



Ist Alaska nun wilder als Kanada? Schwierig zu sagen. Von der Natur her fand ich Kanada genauso beindruckend wie Alaska. Die Leute möchte ich nicht und werde ich nicht bewerten. Ich mag es nicht zu sagen, in Kanada waren die Leute so und in Alaska so. Ich habe nur einen SEHR kleinen Bruchteil der Leute kennen gelernt die dort Leben. Wie soll ich das also beurteilen können? Ich mag nicht eine ganze Nation in eine Schublade stecken.



Als ich in Seattle angekommen bin, hatte ich das erste Mal seit Beginn meiner Reise den Wunsch, nach Hause zu fliegen. Ich hatte einen echten Kulturschock. Ich wusste, dass Seattle viele Leute - im speziellen Obdachlose - hat, aber ich war mental nicht genug vorbereitet. Es hat sehr viele Obdachlose, alle betrunken und unter Drogen. Es stinkt, es ist laut, stickig und zugemüllt. Nach Alaska war das echt zu viel für mein Gemüt.

Ich war nicht allzu lange in der Stadt, habe es nicht ausgehalten. Bin rüber zur Olympic Peninsula. Hab das erste Mal in den USA zu Hitch Hiken versucht, war kein Problem. Hab ich übrigens auch in Alaska gemacht, auch dies verlief ohne Probleme. An einem meiner Hitch Hiking Tagen wurde es langsam dunkel und ich musste noch eine Fahrstunde weiterkommen. Ein Pärchen hat angehalten und ich durfte bei ihnen übernachten, sie wollten mich dann am nächsten Tag zu meinem Zielort bringen. Schlussendlich war ich sechs Tage bei ihnen, meine nächsten Couchsurfing Hosts habe ich abgesagt. Ich hatte ein eigenes Zimmer und Badezimmer und das Haus war direkt am Meer gelegen. Ich hatte eine wirklich tolle Zeit mit meinen Gastgebern, wurde quasi adoptiert. Ich hätte die beiden nie kennen gelernt, wenn ich nicht Autostopp gemacht hätte. So viele Leute hätte ich auf meiner bisherigen Reise ohne Hitch Hiken nicht kennen gelernt. Ich weiss, dass viele Leute Angst davor haben, aber ich sag`s Euch, es ist genial!


Meine Lower 48 Strecke hier kurz im Überblick:


Seattle – Olympic Peninsula – Seattle – Portland – Port Orford – Crescent City – Eureka – Sebastopol – Santa Cruz – Santa Barbara – Los Angeles


Auch dies sind viele Kilometer für nur vier Wochen. Die ganze Strecke war ich als Hitch Hiker unterwegs. Nur von Seattle nach Portland habe ich den Zug genommen, ansonsten nur Autostopp. Viele Leute haben mir abgeraten in den Lower 48 zu Autostöppeln. Viele Leute haben mir abgeraten dies in Alaska zu tun. In Kanada dasselbe Thema. Meistens kamen diese Ratschläge von Menschen, die dies noch nie gemacht haben. Auch wenn ich vom Couchsurfing erzähle, die Leute sind geschockt, dass ich dies mache, haben es aber noch nie selbst probiert. Diese Leute tun mir im Allgemeinen sehr leid. Sie verbauen sich so viele Möglichkeiten im Leben, einfach nur weil sie Angst haben, etwas neues zu wagen.


Es gibt aber auch die andere Seite. Ich habe Leute vom Couchsurfing so begeistern können, dass sie es danach selbst probiert haben. Ich konnte ihnen die Angst nehmen, es auszuprobieren. Ja, Autostopp kann unter Umständen gefährlich sein. Es ist wichtig, auf sein Bauchgefühl zu hören. Wenn ihr dies nicht könnt oder ein schlechtes Bauchgefühl habt, macht es nicht! Ich war gut vorbereitet, ich hatte einen Pocketalarm dabei, ein Sackmesser, ein Notfallsattelitentelefon (das ich eig. fürs alleine Wandern dabei habe) und am Schluss hatte ich sogar einen Taser. Diesen hat mir eine Frau in den Lower 48 geschenkt. Trotzdem, ein gutes Bauchgefühl und ein wenig Selbstbewusstsein sind meiner Meinung nach die wichtigsten Voraussetzungen.


Auch in den Lower 48 hatte ich viele tolle Momente. Ich war diverse Male tanzen, habe einige wunderschöne Wanderungen unternommen, habe super liebe Menschen kennen gelernt. Allerdings war ich in keinem der bekannten Nationalpärken, sondern bin an der Westküste geblieben. Mein Budget reichte nicht für ein Mietauto und ich hatte keine Zeit, die Nationalpärke per Autostopp anzupeilen. Mein Visum lief langsam aus. 90 Tage habe ich bekommen, hatte aber nie geplant, so lange in Alaska zu bleiben. Dementsprechend musste ich die Lower 48 nach einem Monat leider verlassen. Bereue ich es, dass ich keinen der berühmten Nationalpärke gesehen habe? Nein, absolut nicht! Ich kann in die USA zurückkehren und einen einmonatigen Roadtrip mit jmd. anderen machen und mir diese ansehen. Dann kann man sich das Mietauto auch teilen. Alleine Reisen ist teuer.


Seit Reisestart ist nun ein halbes Jahr vergangen. Ich hätte mir dieses halbe Jahr nicht besser vorstellen können. Ich habe eine sehr wichtige Erkenntnis gewonnen. Es geht nicht darum welchen See, welche Berge, welchen Nationalpark man sieht. Es geht darum welche Leute man trifft, was für Unterhaltungen man führt, wie das eigene Gefühl ist. Wie man sich entwickelt, was man für Gedanken hat. Mir war vor der Reise bereits nicht so wichtig, was ich sehe. Jetzt ist es mir noch weniger wichtig, besser gesagt es ist mir praktisch egal. Unsere Welt ist wunderschön und es gibt so viele tolle Orte zu sehen, wir leben zu kurz, um uns alles anzuschauen. Aber wie wir uns während der Reise entwickeln, das ist das Spannende. Ich würde sagen, dass ich mich bereits stark weiterentwickelt und verändert habe. Allerdings habe ich noch nicht mal die Hälfte meiner Reisedauer erreicht, es kommen noch viele weitere Monate auf mich zu… Es bleibt also definitiv spannend.


Nochmals kurz zum Couchsurfing. In Alaska war ich in den knapp sieben Wochen genau zwei Nächte in einem Hostel. In vier Wochen USA war ich drei Nächte in einem Hostel. Ihr seht, der grösste Teil meiner Nächte verbringe ich mit Couchsurfing. Ich weiss ich wiederhole mich, aber ich finde es wirklich eine geniale App auf die ich auch in Zukunft immer wieder zurückgreifen werde.


Noch einen Fun Fact zum Schluss: Es gibt in Nordamerika tatsächlich den Ausdruck «I am swiss». Nicht weil jemand sagt, dass er Schweizer ist, sondern weil jemand damit sagen möchte, dass er einem gewissen Thema neutral gegenübersteht. Find ich echt lustig.


Ich wünsche Euch allen viele tolle Erfahrungen in Eurem Leben, wo auch immer ihr Euch gerade befindet. Habt den Mut neue Wege zu gehen, es wird sich lohnen! Habt den Mut Euer Leben zu verändern, wenn ihr das wünscht. Habt den Mut für Euch und Eure Träume einzustehen! Das Wichtigste, habt Spass!


In Liebe

Eure Nicole

PS: Ich habe den nächsten Post zu Mexiko bereits vorbereitet, werde diesen in den nächsten Tagen ebenfalls hochladen.


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