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nicole.fässler

Wieder zuhause


Nachdem ich für zwei Wochen nochmals in Amerika war, gings zurück in die Schweiz. Allerdings nur für zwei Nächte, danach sass ich bereits im Flieger nach Schweden. Mein Plan war, meine Eltern in Norwegen zu überraschen, da sie dort mit ihrem Wohnmobil unterwegs waren und ich sie bereits seit 15 Monaten nicht mehr gesehen habe. Dieser Zwischenstopp in der Schweiz war nötig, denn ich wusste, dass ich nicht mit meinen Eltern im Wohnmobil schlafen kann. So musste ich mein Zelt, meine Schlafmatte und meinen Schlafsack, zuhause holen. Bettina und zwei andere Freundinnen wussten, dass ich nach Hause komme, ansonsten hatte niemand auch nur eine Ahnung. Alle dachten, ich sei noch mitten in meiner Reise.


Von Zürich flog ich nach Stockholm und schlief eine Nacht bei einem Couchsurfing Host. Am nächsten Tag flog ich von Stockholm nach Oslo, Norwegen, und von dort am gleichen Tag nach Kirkenes, ganz oben im Norden des Landes. Dort übernachtete ich nochmals eine Nacht bei einem Couchsurfing Host und trampte am nächsten Tag zu meinen Eltern, wofür ich etwa fünf Stunden benötigt hatte. Meine Eltern waren gefühlt am hinterletzten Ort von Europa. Da sie absolut keine Ahnung hatten, dass ich vorbeikommen werde, haben sie auch nicht darauf achten können, mir meinen Anreiseweg ein bisschen einfacher zu machen. Nach fünf Tagen, sechs Flügen und zwei Couchsurfing Hosts hab ich`s dann geschafft: Und es gelang - sie glaubten ihren Augen kaum! Ich glaube, diese Überraschung werde ich in meinem Leben nicht mehr toppen können. Die Freude war gross, und die Tränen flossen. Glücklicherweise wurde die Überraschung aufgenommen...



 

Drei Wochen lang fuhr ich mit meinen Eltern durch Schweden. In Norwegen und Finnland waren wir nur kurz, aber da die Länder gleich nebeneinander liegen, gab es immer mal wieder kurze Grenzübertritte.



 

Wir hatten eine geniale Zeit und genossen es sehr, wieder zusammen zu sein. Natürlich hatten wir die letzten Monate viel Kontakt über Facetime und telefonierten, aber es ist halt doch nicht dasselbe! Es war interessant, meine Gefühle zu beobachten. Ich war es nicht mehr gewohnt, mit jemanden unterwegs zu sein. Ich hatte immer alles selbst planen und nie Kompromisse eingehen müssen. Die Planung habe ich für eineinhalb Wochen komplett meinen Eltern überlassen. Sie entschieden, wohin wir als nächstes fahren, was wir uns anschauen und wo wir die nächste Nacht übernachten werden. Dafür war ich unglaublich dankbar, ich hatte absolut keine Energie mehr übrig. Die vielen Flüge, die Zeitverschiebung und die ganze Planerei der letzten Monate haben sich bemerkbar gemacht. Es war eine emotionale Umstellung, mich wieder an Leute um mich herum zu gewöhnen. Andere Rhythmen, anderes Schlaf- und Essverhalten. Man ist sich gar nicht so bewusst wie unterschiedlich man eigentlich ist, bis man zusammen reist. Ich denke für mich war es eine perfekte Übergangszeit, bevor ich nun definitiv zurück in die Schweiz gekommen bin.


Kurz zu unserer Reiseroute:

 

Båtsfjord – Utsjoki – Kautokeino – Vittangi – Gällivare – Älvsbyn – Gäddvik – Ytterursviken – Åmsele – Bäcknäset – Örnsköldsvik – FriluftsByn – Näske – Vindhem – Sundsvall


Wir sind viele Kilometer gefahren und haben gefühlt einen Wald gesehen! Immer und überall Bäume, hunderte Kilometer lang. Zwischendurch mal einen See, ein paar Hügel. Ein absolutes Highlight war der Skuleskogen Nationalpark. Wunderschöne Natur, wahnsinns Aussicht! Ich bin in diesen drei Wochen mehr gewandert als zuvor gedacht und meine Eltern sind meistens mitgekommen. Wenn einer von beiden mal keine Lust hatte, haben sie sich abgewechselt. Dann war ich das eine Mal mit meinem Vater und das andere Mal mit meiner Mutter unterwegs.



Wir haben viele erfüllende Gespräche geführt. Ich bin dankbar, dass ich mir zum Schluss die Zeit genommen habe, meine Eltern zu besuchen. Wir haben über Dinge gesprochen, wofür wir zuhause wahrscheinlich nie die Zeit oder das richtige Mindset gehabt hätten.

 

Von Sundsvall bin ich mit dem Zug nach Stockholm gefahren, dort habe ich eine Nacht in einem Hotel übernachtet. Ich konnte es nicht glauben, meine letzte Nacht auf meiner Reise! Gleichzeitig meine erste Nacht alleine in einem Hotel. Ich habe ein einziges Mal auf meiner Reise in einem Hotel übernachtet, da war ich aber mit einer Freundin dort. Ansonsten nur Hostels und Couchsurfing. Irgendwann werde ich eine Zusammenstellung machen, wie viele Nächte ich in Hostels und bei Couchsurfing Hosts geschlafen habe. Dadurch kann ich dann ungefähr ausrechnen wie viel Geld ich mit Couchsurfing gespart habe.


Während ich diese Zeilen schreibe, bin ich bereits drei Wochen in der Schweiz. Ich wohne in Turbenthal, in meinem Elternhaus. Im Moment habe ich die Wohnung für mich alleine, wofür ich sehr dankbar bin. So kann ich mich immer zurückziehen, wenn mir die «Schweiz» zu viel wird. Mitte September kommt mein Bruder nach Hause, er war knapp ein Jahr in Südostasien unterwegs und wird für ein paar Monate ebenfalls wieder bei unseren Eltern wohnen. Ende Oktober kommen dann unsere Eltern von ihrer Skandinavien Reise zurück, ab dann ist die ganze Familie wieder zuhause. Wir freuen uns alle auf diese Zeit, im Wissen, dass dies sicherlich auch einige Herausforderungen mit sich bringen wird.

 

Ich bin mich Step by Step wieder am eingewöhnen. Es ist speziell, wieder hier zu sein. Alles ist so unglaublich sauber, nirgendwo sieht man Abfall liegen. Der Verkehrt verläuft geregelt, es wird sehr selten gehupt. Ich habe eine eigene Küche, einen eigenen Kühlschrank, ein eigenes Auto. Das ÖV-System funktioniert tadellos, man kommt überall hin und ist pünktlich. Man kann allein im Dunkeln joggen gehen, ohne Angst haben zu müssen überfallen zu werden. Ich kann allein auf dem Gehweg laufen, ein Sommerkleid tragen und muss mir nicht lauter blöde Kommentare anhören. An jeder Ecke gibt es Einkaufsläden, mit einem riesigen Angebot an allem, was das Herz begehrt. Wir haben die beste Schokolade der Welt und den Cervelat habe ich auch vermisst.

Die Leute sind leiser, reservierter, zurückhaltender. Velofahrer die nicht auf dem Fahrstreifen fahren werden angehupt. Besitzer von Hunden die vor Freude bellen, werden wegen Lärmbelästigung angezeigt. Man regt sich über die Nachbarn auf, die die Hecke nicht zurückschneiden und wenn die Post nicht wie erhofft im Briefkasten liegt, kriegt man die Krise. Wir sind nicht schlechter als die Kulturen, die ich in den letzten Monaten erleben durfte, wir sind anders. Die Schwierigkeit für mich ist es, daran zu denken, dass ICH viele Eindrücke mit nach Hause genommen habe. Das ICH viele meiner Ansichten geändert habe. Die Menschen um mich herum haben dies aber nicht erlebt, sie waren nicht auf meiner Reise mit dabei. Ich bin nach Hause gekommen und habe mein altes Leben so vorgefunden, wie ich es verlassen habe. Ich habe mich auf die Sicherheit und die Ruhe in der Schweiz gefreut - daran gewöhnen muss ich mich trotzdem.


Wie geht es jetzt weiter? Ich habe bereits wieder mit dem Unterrichten angefangen, worüber ich super happy bin. Da Sommerferien sind, ist es noch relativ ruhig, aber ab September werde ich wieder fleissig unterwegs sein. Mein Hauptziel ist es, so viel Zeit wie möglich in unser Pferdeskelett Projekt zu investieren. Wir sind im Endspurt und sollten es bald fertigstellen können. Ich freue mich darauf, wir haben es wirklich geschafft einen Teil beweglich zu machen: Es wird genial! Da Bettina bald ihr zweites Baby bekommt, werde ich EquiFine für ein paar Monate mehr oder weniger komplett übernehmen, damit sie Zeit für ihre Familie hat. Gleichzeitig werde ich sie im Training ihres eigenen Pferdes unterstützen.

 

Ob ich für immer in der Schweiz bleibe? Kann ich nicht sagen. Wie lange ich bei meinen Eltern wohnen bleibe? Weiss ich nicht. Was ich aber sagen kann ist, dass ich viel besser mit dem Unbekannten umgehen kann. Niemand weiss, wohin unsere Lebensreise geht. Aber ich habe gelernt, mich auf mich selbst verlassen zu können. Ich habe mich aus so vielen misslichen Lagen herausgearbeitet. Es gibt für jedes Problem eine Lösung! Ich habe auf dieser Reise sehen dürfen, was es heisst, existenzielle Probleme zu haben. Unsere Probleme sehen dann ganz plötzlich nicht mehr ganz so gross aus. Das lässt sie nicht verschwinden, aber es lässt sich einfacher damit umgehen.






Danke an meine Familie, dass ihr mich auf dieser Reise unterstütz habt. Danke an meine Eltern, dass sie meinem Bruder und mir vorgelebt haben, dass man eine solche Reise durchaus erleben kann. Danke an meine zwei besten Freundinnen für den stundenlangen Austausch, ich hätte die eine oder andere Krise ohne euch sehr viel schlechter überwinden können. Danke an alle die diesen Blog verfolgt haben. Für euch habe ich diese Beträge geschrieben, damit auch ihr ein bisschen mitreisen könnt. Ich weiss nicht, wann ich den nächsten Blog schreiben werde, aber das nächste Abenteuer kommt bestimmt - wie auch immer das aussehen mag.

 





Ich würde mich SEHR über ein paar Kommentare von euch freuen. Zu sehen, wer meinen Blog verfolgt hat. Konnte ich euch ein paar Eindrücke nach Hause weitergeben? Seid ihr bereits an der Planung eurer eigenen kleinen oder grossen Reise?

 

Was ich euch allen ans Herz legen möchte: Was auch immer ihr euch vorgenommen habt, macht es! Habt keine Angst, ihr werdet es hinkriegen! Es geht immer irgendwie. Ein Spruch den wir alle kennen und doch hat er für mich immer noch eine grosse Aussagekraft: «Das Leben ist zu kurz für irgendwann». Mach es, JETZT!


Happy to be home!

 

Eure Nicole

 

 

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