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Autorenbildbettina.meier

Ein Pferd, ein Mädchen, eine Seele?

Aktualisiert: 3. Okt. 2018

Das erste eigene Pferd: Höhenflügen, Tiefschlägen und Sinnfragen. Eine wahre Pferdemädchen-Geschichte.


In meiner Fantasiewelt galoppierte ich mit Pferden über Wiesen und Felder. Ich fühlte mich unendlich frei und geborgen zugleich.

Seit ich mich erinnern kann, bin ich in Pferde verliebt. Mein Kindergartenweg führte am Reitstall vorbei. Ich schaute den geheimnisvollen Tieren stundenlang zu.

So begann meine Pferdereise mit klassischem Reitunterricht übers Reitbrevet, einigen Pflegepferden, Westerntraining bis hin zu Reitferien in Südspanien. Dort traf ich vor 6 Jahren auf meine Stute Candida.


Candida, meine geliebte, mittlerweile 15-jährige, Cruzado-Dame, hat mich vieles gelehrt. Dank ihr stehe ich heute privat und beruflich an einem Punkt, den ich mir vor wenigen Jahren noch nicht hätte erträumen lassen!


Zufall oder Schicksal? Wir haben uns gefunden!


Beim ersten Galopp passierte es. Ein Pferd brannte durch! Es fegte mit voller Kraft und wilder Entschlossenheit an mir vorbei. Ein Braunes. Ein Wunderschönes mit funkelnden, tiefbraunen Augen.


Ich habe mich im Reiturlaub in Candida verliebt! Eine richtige Märchengeschichte. Andalusien 2012: Sonnenstrahlen, Meeresluft, gutes Essen, Pferde, viele Pferde, über 200 PRE’s und Cruzados, die meisten davon Schimmel. Ein herrliches Gelände mit steilen, schmalen Pfaden und breiten Wegen, die zum Galoppieren einluden.


Ich sass auf einem liebenswerten Schimmel… doch ich hatte nur noch Augen für das Braune.


Einige Tage später war es soweit. Ich durfte eines der braunen Pferde reiten. Ganz ehrlich, ich wusste nicht mehr welches der "braune Raser" war. Bei über 200 Pferden habe ich den Überblick verloren. Doch nach vier Tagen "Schimmel reiten" war ich mit jedem Braunen zufrieden… (das hört sich jetzt echt kindisch an, doch so war es nun mal).


Ich stieg auf und… es passte. Einfach alles war perfekt! Die Bewegungen des "Braunen" fühlten sich vertraut an. Ich bin angekommen. Die Leiterin des Ausrittes meinte "Du strahlst förmlich!"


Ja, ich habe mich gefühlt wie eine Prinzessin auf ihrem geliebten, edlen Pferd. Zierlich, erhaben, am richtigen Ort und doch frei.


Später erfuhr ich, dass ich auf DIESER "wilden" braunen Stute sass. "Sie heisst Candida und steht zum Verkauf".


Die Realität


Hätte ich gewusst, was alles auf uns zukommen sollte, ganz ehrlich, ich weiss nicht, ob ich Candida zu mir geholt hätte…

In meiner Entscheidungsphase, zwischen Schockverliebtheit und Pferdekauf, wurde mir gesagt: "Wenn du ein Pferd kaufst, rechne mit hohen Nebenkosten. Sollte es mal krank werden, wird’s richtig teuer!" Pipapo habe ich gedacht. Das wird mir nicht passieren. Nein, nicht mir und meinem Traumpferd!


Und so habe ich beinahe alles Geld, das ich hatte, in Candida, ihr Transport und das Equipment gesteckt - ein echtes Pferdemädchen eben.


Heute kenne ich mich super gut aus mit fortgeschrittener Arthrose, Pferdeoperationen, grossflächigen Prellungen, Hufproblemen, chronischer Lebererkrankung und einigen weniger dramatischen Pferdekrankheiten.


Candidas Gesundheit hat mir beinahe die Haare vom Kopf gefressen.


Ja, ich habe mir die "ich hab ein eigenes Pferd Sache" romantischer vorgestellt.

Freudiges Wiehern, wenn es mich sieht. Ohne Zaum und Sattel in den Sonnenuntergang galoppieren… wie bei Disney.


Bereue ich, dass ich Candida gekauft und in die Schweiz bringen lassen habe? Nein! Keine einzige Sekunde. Das Leben schreibt Geschichte. Echte, wahre Geschichte.



Zwei Seelen eine Geschichte


Heute schaue ich auf fünfeinhalb Jahre voller Erkenntnisse, Einsichten, Erfahrungen, Nähe und Distanz, perfekte Momente und tränenreiche Zeiten, Umarmungen und Loslassen, Schmerzen und Freude zurück.


Candida hat einen wesentlichen Teil dazu beigetragen, dass ich heute der Mensch bin, der ich bin. Sie war immer ehrlich und aufrichtig zu mir. Sie hat mir aufgezeigt, was in meinem Unterbewusstsein verborgen ist und mir gespiegelt, wie sie mich wahrnimmt. Sie hat mir unsere gemeinsame Grenze aufgezeigt und uns hin und wieder darüber hinauswachsen lassen.


Candida hat mich (im echten Leben) gelehrt durchzuhalten, aufzustehen und weiterzugehen, am Guten festzuhalten, Hilflosigkeit auszuhalten, die kurzen, perfekten Momente zu geniessen und Freudentränen zuzulassen.


Was bitte kann man sich vom eigenen Pferd mehr wünschen? Ist das nicht wahre Partnerschaft?

Was habt ihr von euren Pferden gelernt? Schreibt mir, welche Niederlagen und Bereicherungen ihr erlebt habt.





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